Spenden oder Beteiligen

Spenden oder Beteiligen in der Entwicklungszusammenarbeit?

Um diese Frage beantworten zu können möchte ich zu Beginn einmal die grundlegenden Unterschiede und Fakten zwischen Spenden und Beteiligen herausarbeiten.

Spenden heißt Geld geben ohne jegliche Rechte.

Das heißt wir können auch nicht ersehen oder überprüfen was mit dem Geld geschieht. Natürlich werden alle die Sammelnden uns Berichte anbieten, allerdings ohne dass wir den Wahrheitsgehalt lokal überprüfen können/dürfen. Auch hört man hier gerne das neue Zauberwort „Datenschutz“. Ebenfalls Thema ist an dieser Stelle das Spendengütesiegel, das leider nur einen kleinen Fokus auf den Geldfluss legt. Allgemein auf den Punkt gebracht, wir geben Geld/Spenden und können keine grundlegenden nachprüfbaren Leistungen ersehen. Ob es sich um staatliche EZA-Hilfe (unser Steuergeld) oder um persönliche Gelder bei Spendenaufrufen handelt. Es bleibt nur die Werbung „Hilfe zur Selbsthilfe“, PR- Bilder und Berichte, und das seit 60 Jahren ohne Erfolg. Mit dem Ersuchen nach immer mehr Geld.

Zum Thema Spendengütesiegel wird es bald noch einen Blogbeitrag geben.

Beteiligen heißt Eigentum sowie Rechte und Pflichten.

Das seit Jahrhunderten angewendete System der Beteiligungen, bringt Eigentum, Rechte, aber auch nicht zu vergessen Pflichten (z.B. Leistungen zu erbringen) mit sich. Es gibt „Spielregeln“, und das Ziel ist es einen Mehrwert zu erbringen. Was mit diesem erwirtschafteten Mehrwert geschieht entscheiden die EigentümerInnen.

Es gibt die unterschiedlichsten Beteiligungsformen. Ob eine Aktiengesellschaft, eine Genossenschaft, ein Joint Venture (finanzielle und/oder technische Zusammenarbeit) oder eine GmbH. (Gesellschaft mit beschränkter Haftung), seit einiger Zeit gibt es auch die Form gGmbH (Gemeinnützige Gesellschaft m.b.Haft), sowie „social business“.

Alle sollten, auf Ertrag ausgerichtet sein. Leider gibt es auch hier „Schwarze Schafe“. Aber überall dort wo man sein Geld eingesetzt hat, hat man Kontrollrechte, im Gegensatz zum einfachen Spenden.

Darum möchte ich mich mit einem Vergleich dieser beiden Systeme: Spenden oder Beteiligen, beschäftigen.

Das Konzept der Entwicklungszusammenarbeit besteht seit rund 60 Jahren; mit offiziellen meist nicht rückzahlbaren Förderungen (aus Steuergeld), aber auch aus Spendengelder von privater Seite. Bei den offiziellen Geldern sprechen wir über Summen von rund 2-3 Billionen Dollar/Euro bisher. Für die Summe der privaten Spenden gibt es leider keine Schätzungen. Ob es sich dabei im Laufe der 60 Jahre um Milliarden oder schon um Billionen handelt ist nicht erfasst. Faktum ist, dass im Jahre 2020 die Geberstaaten und auch Spendenorganisationen nach mehr Geld verlangen, ohne ihre Leistungen, die fast immer unter dem Titel „Hilfe zur Selbsthilfe“ angeführt werden, überprüfen zu lassen.

Ein enormes Dilemma.

Ich will herausarbeiten warum das Ziel „Hilfe zur Selbsthilfe“ sei es bei den Staatlichen oder Privaten nicht funktioniert.

Österreichische, EZA- NGO´s – bauen Verwaltungsstrukturen auf. Diese wiederum suchen/bauen sich lokale Verwaltungsstrukturen auf, meist inklusive einer PR-Linie.

Verwaltungsstruktur ist keine Produktionsstruktur. Daher kann man aus Verwaltung keine Erträge erzielen. Verwaltung kann nur einer Produktion helfen effizienter zu sein.

Wirkliche Hilfe zu Selbsthilfe basiert primär auf Produktion.

Was hilft eine Schule wenn die Menschen in der Region nichts zu Trinken und Essen haben? Die Antwort muss ein paralleler Aufbau von Lebensmittel und Ausbildung sein.

Wenn es seit 50 Jahren noch nicht genügend Brunnen (Wasser), Lebensmittel gibt oder schlimmer nicht einmal alle ein Dach über den Kopf haben, scheint es unlogisch weitere Hilfs-Strukturen aufzubauen. Da es so grundlegend an der Basis fehlt.

Ich meine, hätten wir statt zu spenden lokal investiert, wären diese Probleme nicht in diesem Umfang auch heute noch präsent. Vergessen wir nicht, dass die Kolonialzeit neben all ihren Unmenschlichkeiten viel ausgebildetes Personal „hinterlassen“ hat.

Ungefähr im Jahre 1966 fragte mich ein Mitarbeiter im Kongo (Zaire) wann die Independence – die Unabhängigkeit zu ende wäre. Denn seit damals überschwemmen die „Hilfsgelder“ die sogenannten entkolonialisierten Länder ohne die erwähnten Grundbedürfnisse abzudecken.

Lösungsmöglichkeiten.

Eine Lösungsmöglichkeit sehe ich in den Beteiligungen (Jointventures)auf Augenhöhe. Es steht außer Zweifel, jedes wirtschaftlich erfolgreiche Unternehmen kann direkt soziales Leisten. Anderseits wie die derzeitige EZA-Arbeit Sozialarbeit ist immer auf Fremdgelder angewiesen.

Ein Modell wäre: im europäischen Raum wird eine Holding gegründet mit

Sozial Business Charakter. Dieses gehen Jointventures mit lokalen Betrieben ein, inklusive eines Syndikatsvertrages welcher auch die Rechte und Pflichten der Mitarbeiter und der Unternehmensleitung regelt, sowie die Geldflüsse im Betrieb, direkt begleitet.

Gerne setze ich mich mit positiv Denkenden auseinander.

Gerhard Karpiniec

Münchendorf/Österreich

g.karpi@aon.at

Hilfe zur Selbsthilfe?!

Einzelne Projekte zeigen vor, wie’s geht – warum ist das nicht Standard in der EZA-Arbeit?

Vorzeigeprojekte, Leuchtturmprojekte, auf alle Fälle (leider noch) keine Standard-Projekte… ja, einige wenige gibt es, die ich Ihnen in diesem Blog-Beitrag vorstellen werde.

Moderne Projektziele

Am effizientesten sind heutzutage (2020) so genannte „Cluster-Projekte“, das bezeugen auch externe ExpertInnen. Wie in unserer Wirtschaft üblich, handelt es sich um Pakete, die einen bestimmten Schwerpunkt forcieren: etwa Ausbildung, Landwirtschaft oder auch die Verarbeitung von Gütern bzw. gewerbliche Produktion.

Kein Praxisbeispiel ist in Stein gemeißelt… oder etwa doch? – Als Beispiel seien Bauten genannt, die aus Projekten heraus entstanden sind. Maurer, Spengler, Elektriker, Installateure aus einzelnen Fachfirmen packen mit an, um ein nachhaltiges Denkmal zu setzen, man könnte auch meinen: ein Vorzeigeprojekt. Einfamilienhaus, Hochhaus, Stadthalle und Industrieobjekt teilen sich einen gemeinsamen Auftrag: funktionieren, wartungsfreundlich sein und möglichst lange ertragreich bestehen.

EZA-Projekte sollen Akzente setzen, lehren und praktizieren – ganz im Sinne einer Entwicklung der lokalen Wirtschaft, in der sie eingebunden sind. Im besten Fall werden dadurch Erträge für die Ausbildungsentwicklung und deren AbgängerInnen geschaffen. In Folge können sinnvollere Kleinkredite für eine weitere Entwicklung und (auf Wunsch) deren Begleitung angeboten werden.

Ein fragwürdiger Wettbewerb

Für Cluster-Projekte in der EZA böte sich eine intensive Zusammenarbeit der verschiedenen NGOs an. Wäre da nicht das Problem, dass jede NGO „ihr“ eigenes Projekt finanziert wissen möchte, vom Steuerzahler und/oder von der Spenderin. Damit entsteht für die Projektbetreibenden eine Konkurrenzsituation. Im Gegensatz zum Wettbewerb in Bauprojekten, der auf Qualifikation und Leistungsfähigkeit ihrer Ausführenden beruht, gelten diese Kriterien nicht für EZA-Projekte.

Allein der „gute Wille“ zählt und alle, die eifrig Geld sammeln bzw. Förderungen bekommen, sind dabei – egal mit welchem Erfolg. Von der Nachhaltigkeit aus Eigenmitteln darf man derweil nur träumen… oder würden sonst noch immer enorme Summen an Spenden und Fördergeldern fließen, und das nach über 50 Jahren?

Intransparente Datenbanken

Als langjähriger Beobachter der EZA-Arbeit wundere ich mich darüber, dass es scheinbar keine Datenbanken gibt, wo sich gut bis sehr gut laufende Projekte gelistet finden. Was unter „gut bis sehr gut” verstanden wird, siehe „Hilfe zur Selbsthilfe“: Zielführend wäre, dass sich alle Länder ihre sozialen und administrativen Notwendigkeiten aus eigenem Steueraufkommen selbst bezahlen können.

Die fadenscheinige Ausrede, gerade vonseiten der großen EZA-NGOs, lautet: Es kostet zu viel Geld und Zeit, solche Datenbanken zu erstellen. In der Wirtschaft ist es üblich, Referenzanlagen nicht nur zu beschreiben, sondern Namen und Adressen zu veröffentlichen, um gute Arbeit zu bewerben. Anders in der EZA-Arbeit. Länderangaben ja, Projektadressen werden jedoch meist nicht bekannt gegeben – Stichwort Datenschutz! An dieser Stelle möchte ich anmerken: In einem der nächsten Beiträge wird über Datenbanken und Intransparenz geschrieben.

Vorzeigeprojekte – bitte mehr davon!

Hand aufs Herz: Was könnte dem Spender oder der Steuerzahlerin Schöneres passieren, als beim nächsten Urlaub in ärmeren Regionen zu sehen, was mit dem finanziellen Beitrag realisiert wurde?

Wie eingangs erwähnt, gibt es eine Handvoll mir bekannter Vorzeigeprojekte, die ich mir als Standard im EZA-Bereich wünsche. Um sie Ihnen nicht länger vorzuenthalten:

SEKKEM Film ca 15 min https://www.youtube.com/watch?v=i6qq72YVFcA

SMILING GECKO https://www.smilinggecko.ch/was-wir-tun/

Projekt Songhai Film ca. 15 min https://www.arte.tv/de/videos/043639-000-A/benin-godfreys-farm-als-vorbild/

BRAC http://www.brac.net/sirfazle/?p=messages

Alle Projekte finden Sie übrigens auch hier:
https://www.eza-neu.eu/category/projekte/vorzeigeprojekte/

Diese Vorzeigeprojekte funktionieren nur durch das Zusammenspiel ineinander greifender Details, welche primär auf betriebswirtschaftlicher Praxis beruhen. Zuerst Bilanzen, dann Berichte. Nicht umgekehrt, Bericht, Evaluierungen und keine Bilanzen. Wie bereits erwähnt, kann man Soziales nur mit erwirtschafteten Erträgen durchführen. Es kann auf Dauer nicht funktionieren, dass lokales Überleben zum großen Teil von der Auslandshilfe abhängt. In diesem Sinne könnte man Vorzeigeprojekte auch als Projekte der ökosozialen Marktwirtschaft bezeichnen. Erträge/Gewinne: JA. Gewinnmaximierung des Geldes: NEIN.

Auf der Suche nach weiteren Vorzeigeprojekten, freue mich über jeden sachdienlichen Hinweis, der gern auch veröffentlicht wird. Wer weiß, vielleicht ist das sogar der erste Schritt hin zu einer Datenbank mit Vorzeigeprojekten…?

Ein kleiner Vorspann: Im nächsten Blog mache ich mir Gedanken über das Thema „Beteiligen oder Spenden“ in der EZA.

Die Medien und ihre Rolle in der EZA

Ich schicke voraus: Primär sind die Medien nicht SCHULD an der Situation der EZA-Arbeit. Medien nehmen eine Aufgabe wahr, welche aus der sozialen und auch lokalen Situation heraus entsteht. Zeit wird‘s, die (meist deutschsprachigen) Medien in Mitteleuropa und ihre Rolle in der EZA-Arbeit näher zu beleuchten.

Über 100 Milliarden Euro im Jahr. Dieses Budget steckt man derzeit offiziell in die Entwicklungszusammenarbeit (EZA). Der Output sind Berichte über kleine Teilerfolge. Echte Ursachenforschung oder eine Fehleranalyse darüber, weshalb die Schere zwischen Arm und Reich größer wird, bleiben dagegen aus. Auch die Praxis liefert keinerlei Hinweise, wie diese Kluft schrumpfen könnte.

Tendenziös lautet die Berichterstattung: Es braucht mehr Gelder für die EZA! Wie positioniert sich die EZA-Arbeit dazu? Und welche Rolle spielen die Medien, die derlei Information unhinterfragt verbreiten? – Solchen Fragen geht dieser Blog auf den Grund.

Freie Medien?

Zum Glück leben wir in einer Weltgegend, wo man durchaus behaupten kann: Es gibt freie Medien! Diese Freiheit behält sich allerdings vor, Informationen nach bestimmten Kriterien zu selektieren: Was wird als „richtig“ erachtet? Was ist interessant für die Leserschaft, und was ist gut fürs „Geschäft“? Nicht zu vergessen die gedanklichen Richtlinien des Eigentümers! Das ist jener Spielraum, in dem sich unsere freien Medien bewegen.

Objektiv, ausgewogen, faktenorientiert?

Darf eine Journalistin oder ein Journalist über ein EZA-Projekt berichten, wenn sie/er nicht alle Fakten kennt? Ließe sich das Sprichwort „Unwissenheit schützt nicht vor dem Gesetz/Strafe“ frei interpretieren als „Unwissenheit schützt nicht vor Manipulation“, wenn es um die Berichterstattung zur EZA-Arbeit geht?

Keine Frage: Sowohl die Zeichenanzahl (in Printmedien) als auch zeitliche Ressourcen der Berichterstatter/innen sind begrenzt. Im Rahmen dieser Grenzen soll etwas „rüberkommen“, das obendrein konform ist mit der Gesamtlinie des Mediums.

Spenden im Fluss

Ich erinnere mich noch sehr lebhaft an ein Gespräch mit einem Journalisten. Seine fundamentale Aussage: Wir wollen nichts schreiben, was dazu führen könnte, dass die Spenden zurückgehen. Zugleich schien es nicht weiter zu stören, dass der Fördergeber ADA (Austrian Development Agency) offizielle Gelder an eine Anstalt in Liechtenstein vergibt, was eine Nachfolge der Geldflüsse enorm erschwert. Dazu wird in der Folge auch der Blog „Datenbanken und Transparenz“ entstehen.

Ein zweites Beispiel: 2009 besuchte der Präsident einer großen österreichischen EZA-NGO einige Projekte in Niger und Burkina Faso, begleitet vom Chefredakteur eines so genannten „Aufdecker-Magazins“. Es folgte ein Artikel mit der Message: Die lokalen Strukturen erschweren die Hilfe (Anm.: teils berechtigt argumentiert) und die Dorfältesten/Chefs sind schuld daran, dass es nicht so richtig funktioniert. Kurzum: Die Anderen sind schuld – wir dagegen tun unser Bestes! Kein Wort darüber, dass die besagte NGO nach über 30-jähriger Tätigkeit vor Ort insgesamt keine vorzeigbaren Ergebnisse erwirkt hat. Am Ende gab es noch einen Spendenaufruf. Hier ein Auszug aus dem Artikel:

A: Warum soll der Westen weiter spenden, wenn
doch nur alles den Bach runter und in die Taschen afrikanischer
Politiker geht?
B: Afrika ist kein Fass ohne Boden. Es haben Entwicklungen
stattgefunden, die man vor zehn, 15 Jahren
noch nicht für möglich gehalten hat. Damals wagte
man in Europa noch nicht, die afrikanischen politischen
Eliten zu kritisieren.
A: Warum ist Afrika anders als Asien? Ein Punkt
bitte.
B: Das System der Stammeshäuptlinge und Dorfältesten,
das seit einer Ewigkeit besteht.

Dieser Beitrag war vielleicht gute PR für die NGO. Was aber hat er den Betroffenen, den Armen, in Afrika gebracht?

Pläne zur Weltverbesserung

Aktuell erscheint in einem bekannten Printmedium die Serie „Alles gut? Hier wird über eine bessere Welt nachgedacht“ bzw. „Weltverbessern für Anfänger“. Ein sicher lesenswerter Beitrag, der so allgemein gehalten ist, dass sich niemand daran stören wird. Warum Medien bei EZA-Themen nicht so kritisch nachfragen wie sie es bei politischen oder wirtschaftlichen Unstimmigkeiten tun, bleibt ein Rätsel. Das dazu führt, dass die großen NGOs ihre Arbeitsweise kaum zum Wohle der Betroffenen ändern werden, im Sinne einer echten „Hilfe zur Selbsthilfe“.

Viele Fragezeichen stehen im Raum. Ob Antworten von den großen EZA-NGOs kommen? – Wir werden sehen.

Zu guter Letzt möchte ich erwähnen, dass es durchaus auch „Vorzeigeprojekte“ gibt, die man allerdings an den Fingern einer Hand abzählen kann. Gäbe es davon hunderte oder gar tausende, würde die Welt sicher anders ausschauen. Grund genug, dass sich der nächste Blog-Beitrag diesen Projekten verschreibt.