Hilfe zur Selbsthilfe?!

Einzelne Projekte zeigen vor, wie’s geht – warum ist das nicht Standard in der EZA-Arbeit?

Vorzeigeprojekte, Leuchtturmprojekte, auf alle Fälle (leider noch) keine Standard-Projekte… ja, einige wenige gibt es, die ich Ihnen in diesem Blog-Beitrag vorstellen werde.

Moderne Projektziele

Am effizientesten sind heutzutage (2020) so genannte „Cluster-Projekte“, das bezeugen auch externe ExpertInnen. Wie in unserer Wirtschaft üblich, handelt es sich um Pakete, die einen bestimmten Schwerpunkt forcieren: etwa Ausbildung, Landwirtschaft oder auch die Verarbeitung von Gütern bzw. gewerbliche Produktion.

Kein Praxisbeispiel ist in Stein gemeißelt… oder etwa doch? – Als Beispiel seien Bauten genannt, die aus Projekten heraus entstanden sind. Maurer, Spengler, Elektriker, Installateure aus einzelnen Fachfirmen packen mit an, um ein nachhaltiges Denkmal zu setzen, man könnte auch meinen: ein Vorzeigeprojekt. Einfamilienhaus, Hochhaus, Stadthalle und Industrieobjekt teilen sich einen gemeinsamen Auftrag: funktionieren, wartungsfreundlich sein und möglichst lange ertragreich bestehen.

EZA-Projekte sollen Akzente setzen, lehren und praktizieren – ganz im Sinne einer Entwicklung der lokalen Wirtschaft, in der sie eingebunden sind. Im besten Fall werden dadurch Erträge für die Ausbildungsentwicklung und deren AbgängerInnen geschaffen. In Folge können sinnvollere Kleinkredite für eine weitere Entwicklung und (auf Wunsch) deren Begleitung angeboten werden.

Ein fragwürdiger Wettbewerb

Für Cluster-Projekte in der EZA böte sich eine intensive Zusammenarbeit der verschiedenen NGOs an. Wäre da nicht das Problem, dass jede NGO „ihr“ eigenes Projekt finanziert wissen möchte, vom Steuerzahler und/oder von der Spenderin. Damit entsteht für die Projektbetreibenden eine Konkurrenzsituation. Im Gegensatz zum Wettbewerb in Bauprojekten, der auf Qualifikation und Leistungsfähigkeit ihrer Ausführenden beruht, gelten diese Kriterien nicht für EZA-Projekte.

Allein der „gute Wille“ zählt und alle, die eifrig Geld sammeln bzw. Förderungen bekommen, sind dabei – egal mit welchem Erfolg. Von der Nachhaltigkeit aus Eigenmitteln darf man derweil nur träumen… oder würden sonst noch immer enorme Summen an Spenden und Fördergeldern fließen, und das nach über 50 Jahren?

Intransparente Datenbanken

Als langjähriger Beobachter der EZA-Arbeit wundere ich mich darüber, dass es scheinbar keine Datenbanken gibt, wo sich gut bis sehr gut laufende Projekte gelistet finden. Was unter „gut bis sehr gut” verstanden wird, siehe „Hilfe zur Selbsthilfe“: Zielführend wäre, dass sich alle Länder ihre sozialen und administrativen Notwendigkeiten aus eigenem Steueraufkommen selbst bezahlen können.

Die fadenscheinige Ausrede, gerade vonseiten der großen EZA-NGOs, lautet: Es kostet zu viel Geld und Zeit, solche Datenbanken zu erstellen. In der Wirtschaft ist es üblich, Referenzanlagen nicht nur zu beschreiben, sondern Namen und Adressen zu veröffentlichen, um gute Arbeit zu bewerben. Anders in der EZA-Arbeit. Länderangaben ja, Projektadressen werden jedoch meist nicht bekannt gegeben – Stichwort Datenschutz! An dieser Stelle möchte ich anmerken: In einem der nächsten Beiträge wird über Datenbanken und Intransparenz geschrieben.

Vorzeigeprojekte – bitte mehr davon!

Hand aufs Herz: Was könnte dem Spender oder der Steuerzahlerin Schöneres passieren, als beim nächsten Urlaub in ärmeren Regionen zu sehen, was mit dem finanziellen Beitrag realisiert wurde?

Wie eingangs erwähnt, gibt es eine Handvoll mir bekannter Vorzeigeprojekte, die ich mir als Standard im EZA-Bereich wünsche. Um sie Ihnen nicht länger vorzuenthalten:

SEKKEM Film ca 15 min https://www.youtube.com/watch?v=i6qq72YVFcA

SMILING GECKO https://www.smilinggecko.ch/was-wir-tun/

Projekt Songhai Film ca. 15 min https://www.arte.tv/de/videos/043639-000-A/benin-godfreys-farm-als-vorbild/

BRAC http://www.brac.net/sirfazle/?p=messages

Alle Projekte finden Sie übrigens auch hier:
https://www.eza-neu.eu/category/projekte/vorzeigeprojekte/

Diese Vorzeigeprojekte funktionieren nur durch das Zusammenspiel ineinander greifender Details, welche primär auf betriebswirtschaftlicher Praxis beruhen. Zuerst Bilanzen, dann Berichte. Nicht umgekehrt, Bericht, Evaluierungen und keine Bilanzen. Wie bereits erwähnt, kann man Soziales nur mit erwirtschafteten Erträgen durchführen. Es kann auf Dauer nicht funktionieren, dass lokales Überleben zum großen Teil von der Auslandshilfe abhängt. In diesem Sinne könnte man Vorzeigeprojekte auch als Projekte der ökosozialen Marktwirtschaft bezeichnen. Erträge/Gewinne: JA. Gewinnmaximierung des Geldes: NEIN.

Auf der Suche nach weiteren Vorzeigeprojekten, freue mich über jeden sachdienlichen Hinweis, der gern auch veröffentlicht wird. Wer weiß, vielleicht ist das sogar der erste Schritt hin zu einer Datenbank mit Vorzeigeprojekten…?

Ein kleiner Vorspann: Im nächsten Blog mache ich mir Gedanken über das Thema „Beteiligen oder Spenden“ in der EZA.

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